Über den Wolken wird der Zeitvertreib für viele Fluggäste zum Knackpunkt. Gerade weil sich im Flugzeug selbst die entferntesten Ziele in knapp einem Tag erreichen lassen, ist Fliegen in den Urlaub oder aus beruflichen Gründen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das bedeutet aber auch, dass die Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit und der Wahl des Entertainments stärker auffallen als in den Zeiten, als Fliegen noch einen besonderen Status hatte.

 

Als die Lufthansa, die noch heute Deutschlands größte Airline ist, im Jahr 1953 gegründet wurde, zogen sich Fluggäste schick an, um dem besonderen Anlass gerecht zu werden, Stewardess war ein Traumberuf, und Tickets waren extrem teuer und entsprechend elitär. Bonbons wurden in den 50er Jahren auf Silbertabletts serviert, Cocktails auf Wunsch gemixt, und wem die Konversation mit seinem Sitznachbar nicht genügte, der beschäftigte sich bevorzugt mit einem Hochglanzmagazin oder den Wirtschaftsnachrichten in der Zeitung.

 

Mittlerweile gehören 29 Prozent der Bundesbürger zu den Vielfliegern, die zweimal oder öfter im Jahr ins Flugzeug steigen. Im Luftverkehr haben sich weltweit neben den renommierten Traditionslinien Billigflieger etabliert, die an Unterhaltung lediglich das eigene, auf Verkäufe ausgelegte, Bordmagazin und kaum genug Ellbogenfreiheit zum bequemen Lesen bieten.

 


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Kostenlose Tageszeitungen, die in den Abfluglounges ausliegen, sind ebenfalls keine Selbstverständlichkeit mehr. Dafür verfügen die meisten Flugzeuge zumindest für lange Strecken über einen eigenen Bildschirm für die meisten Sitze, auf denen außer Fluginformationen auch Filme und Musikvideos gestreamt werden können. Weil kaum jemand ohne sein Smartphone reist und die meisten Passagiere während des Aufenthalts über den Wolken auf ihr bevorzugtes Unterhaltungsgerät nicht verzichten wollen, ziehen viele Fluglinien die Alleskönner im Kleinformat in ihre Überlegungen ein, was das Unterhaltungsprogramm für die Fluggäste betrifft.

 

Einige Gesellschaften haben eigene Apps, über die Bücher und Zeitschriften oder aber auch Filme und TV-Serien heruntergeladen werden können. Im Internet surfen ist über den Wolken ebenfalls möglich, wobei dabei vorab auf die anfallenden Kosten geachtet werden sollte. Sonst kann der Aufenthalt im Web nämlich sehr schnell zum kostspieligen Luxus werden. Hinzu kommt, dass Upload und Download deutlich langsamer als auf festem Boden sein können, so dass beim Surfen mit Verzögerungen und Zusammenbrüchen gerechnet werden muss.

 

Für den Luftverkehr sind deshalb vor allem Spiele geeignet, die vor dem Abflug heruntergeladen werden können und anschließend offline gezockt werden, ob es sich dabei nun darum handelt, auf dem Handy-Bildschirm als Inflight Games eine Runde Monopoly zu spielen oder den Aufenthalt über den Wolken dazu zu nutzen, Blackjack Regeln zu lernen.

 

Viele Fluglinien setzen inzwischen darauf, dass die meisten Passagiere während des Flugs ihr privates Tablet oder Smartphone griffbereit haben und bevorzugt darüber auf das Inflight-Unterhaltungsprogramm zugreifen. Gesellschaften wie Emirates mit seinem mehrfach preisgekrönten Entertainmentangebot, dass außer Filmen, Musik, Videogames und Radio auch Podcasts und aktuelle Sportberichte umfasst, bietet WLAN bis zu 20 MB kostenlos an. WiFi ist inzwischen bei den meisten Airlines ein fester Bestandteil ihres Angebots, obwohl nicht alle es den Fluggästen kostenlos zur Verfügung stellen.

 

Allerdings sind die Angebote, was das Internet anbelangt, nicht nur von der Datengröße, sondern auch von der Route abhängig, da je nach Hoheitsgebiet die internationalen Regelungen sich unterscheiden können.

 

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Was das Angebot an Blockbustern und den neuesten Hits anbelangt, so kann kaum eine Fluggesellschaft noch alle Erwartungen erfüllen. Weil Lizenzen für einen Kinohit kostspielig sind und selbst bei den renommierten Fluglinien mit jedem Cent kalkuliert werden muss, um dem Konkurrenzdruck widerstehen zu können, werden die Kosten genau unter die Lupe genommen.

 

Einige Airlines fangen damit an, Kooperationen mit Streamingdiensten einzugehen. Für die Passagiere bedeutet dass, dass sie sich mit Glück auf dem Weg nach Hongkong oder Bali von Apple Music berieseln lassen oder unterwegs nach New York oder Johannesburg die neueste Staffel ihrer Lieblingsserie auf Netflix oder Amazon Prime streamen können. Dadurch vergeht nicht nur subjektiv die Zeit schneller, ehe der Pilot zur Landung ansetzt, es entsteht auch ein entspannteres Gefühl, weil auf nichts Vertrautes im Inflight-Entertainment verzichtet werden muss.

 

Wer auch hier der Internet-Geschwindigkeit nicht traut und sich davor wappnen will, dass ausgerechnet in der entscheidenden Szene das System einfriert oder zusammenbricht, kann sich bereits vor dem Abflug vorbereiten. Wenn genügend Speicherraum vorhanden ist, können Filme bei den Streamingdiensten heruntergeladen und nach Belieben während des Fluges gestreamt werden.

 

Das bietet sich vor allem an, wenn es im Billigflieger in den Urlaub gehen soll und es entweder gar keinen oder nur einen teuren Zugriff auf das Internet gibt. Das fängt zum Teil schon auf dem Flughafen an, wo mehrstündige Wartezeiten aufgrund von Sparmaßnahmen und Sicherheitskontrollen mittlerweile gang und gäbe sind. Was sich bei einem ein- oder zweistündigen Flug an Langeweile häufig noch akzeptieren lässt, wird bei einem transatlantischen Flug oder gar den 24 Stunden, die es im Schnitt von Deutschland nach Australien dauert, schnell zur Nervenprobe.

 

So sehr sich die meisten Reisenden darauf freuen, im Urlaub endlich mal das schwer verdiente Nichtstun genießen zu können, so ungern fangen die meisten zwangsweise im Flugzeug damit an. Dafür fehlen nicht nur die Silbertabletts und das Gefühl des Außergewöhnlichen aus der Anfangszeit. Die Passagiere in den 50er Jahren mochten stilvoller gekleidet gewesen sein, aber sie waren nicht wie die heutigen Generationen an Zugriff auf Unterhaltung und Informationen rund um die Uhr auf Knopfdruck gewöhnt. Auch neue Gewohnheiten lassen sich schlecht ablegen, wenn es um den Zeitvertreib über den Wolken geht.

 

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