Ein Bericht zur Ausbildung und zum Arbeitsalltag eines Flugbegleiters bei Etihad Airways in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate):

Allgemeines:
Generell kann man EY (Etihad) nur sehr wenig mit europäischen Qualitätscarriern wie bez. Lufthansa vergleichen. Da EY eine eher junge Airline ist, sind auch die internen Abläufe noch nicht ganz ausgereift und bringen einige Herausforderungen mit sich.

Ohne Selbständigkeit, klaren Willen und Können kommt man bei EY nicht weit. Man merkt durchaus in allen Bereichen, dass sich in unserem Team derzeit 98 Nationalitäten finden und somit auch 98 sehr unterschiedliche Mentalitäten.

Training:
Das Training setzt sich aus 2 Wochen Safety, 1 Woche Aviation Health und 3 Wochen Service zusammen.

Es gibt einen Dresscode während des Lehrgangs: stets Business Attire (Herren Anzug und Krawatte) bzw. Uniform.

Die firmeneigenen Trainingsmöglichkeiten (Door-Trainer, Simulatoren etc.) sind derzeit nur begrenzt vorhanden, werden aber bei Emirates in DXB (Dubai) genutzt bis das neue Trainingscenter in ca. 3 Monaten fertig gestellt sein wird.

Die Flugzeugtypen, auf die man geschult wird, sind Airbus A330-200, A340-300/500/600 und Boeing 777-300ER. Es gibt auch eine Boeing 767-300 in der Flotte, auf die man ebenfalls geschult werden könnte. Es gibt auch 5 geleaste Flugzeuge, die allerdings bis auf 3 Maschinen denselben Kabinenstandart aufweisen wie die firmeneigenen Flugzeuge.

Im Grundkurs wird man servicetechnisch für Coral Zone (Economy) und Pearl Zone (Business) ausgebildet. Nach circa 6 Monaten bekommen man die Diamond Zone (First Class) Ausbildung, sollte man gut genug sein.

Die Flugzeuge selbst sind absolut Top, das modernste, luxuriöseste und crewfreundlichste was Airbus und Boeing zu bieten haben.
Die Bestuhlungen sind extrem großzügig und nicht mit westlichen Carriern zu vergleichen. Auch Entertainment, Service und sonstiges High-Tech Equipment sind nicht mit anderen Airlines zu vergleichen.

Gehalt:
Die Bezahlung während der 2 monatigen Grundausbildung beträgt circa 5000 AED aufs Konto (1000EUR) plus 3300 AED Cash über das Training verteilt (660EUR).
Nach der Ausbildung erhält man ein Grundgehalt von 2500 AED (500EUR) plus Flugzulage und Spesen.

Sollte man krank sein gibt es nur das Grundgehalt.
Das Gehalt ist Tax Free... die Regierung überlegt aber, bald Ex-Pats zu besteuern.

Unterkunft:
Mit dem Gehalt kann man in Abu Dhabi leben, vorausgesetzt man wohnt in einem EY-Gebäude, da sich eine eigene Wohnung zu leisten eher ein Ding der Unmöglichkeit ist. Außerdem gibt es einen gratis Bustransport von jedem Gebäude zum Flughafen und retour.

Man bekommt ein Appartement in einem der circa 14 firmeneigenen Gebäude zur Verfügung gestellt, welches man sich mit einem oder 2 Kollegen teilt.
Jeder hat ein eigenes Schlaf- und Badezimmer (in den meisten Gebäuden). Es gibt Besuchsregelungen, welche besagen, dass nach 1AM nur EY Crew des gleichen Geschlechts zu Besuch sein darf. Crew des anderen Geschlechts und nicht EY-Crew müssen ausnahmslos um 1Uhr das Gebäude verlassen. Ist allerdings kein Drama, weil keiner einen zwingt zu Hause zu schlafen. Außerdem sind die meisten Gebäude jetzt gemischt-geschlechtlich, und gebäudeintern kann natürlich keiner kontrollieren welche Dame bei welchem Herrn nächtigt.

Dienstpläne:
Die Destinationen reichen von Short Haul Intra Gulf Flügen bis zu Ultra Long Range (New York, Toronto und Sydney bzw Johannesburg. Los Angeles soon to come). Dementsprechend auch die Dienstpläne.

Layovers sind gewöhnlich 24h ab 6 Stunden Flugzeit, alles darunter wird gewöhnlich im Turn-Around oder mit Split Rest (circa 7h Aufenthalt z.b. Bombay, Delhi...) bedient.
Minimum 7 OFF Days per Monat (32 Stunden ohne Störung, Anruf etc. durch die Firma).
Maximum FDP (setzt sich aus der Zeit ab Beginn des Briefings (1:30 vor STD) bis Arrival am Gate@Destination zusammen) ist bei gesetzlichem Maximum 210h, derzeitiger Rekord bei EY circa 192h.

Ein Arbeitstag:
Bombay mit Airbus Flotte:
Im Briefing bekommt jeder eine Safety und eine First Aid Frage gestellt, die beantwortet werden muss. Wenn jemand sie nicht richtig beantwortet, bekommt er ne zweite Frage... wenn diese wieder nicht beantwortet werden kann "Halas"... grounded.

Das Cockpit kommt zum Briefing dazu, war diesmal CPT aus den Niederlanden und der FO aus Deutschland. Sehr nett, keine große hierarchische Distanz zwischen Cockpit und Kabine.

Kabine knacke voll, Klientel durchaus unterschiedlich, von Scheichs bis zu Gastarbeitern. Safety Proceedures werden von der Crew top eingehalten und ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Service technisch war ich für die hintere Coral Kabine zuständig, kein Drama, auch wenn es zahlreiche Sprachschwierigkeiten mit Gästen gibt, die aber mit etwas know-how leicht zu überwinden sind. Alle englischen Announcements wurden mir zugeteilt, da der C/M Franzose war und nicht so ganz stolz auf seinen Akzent war. *lol*

Vorkommnisse: Nach dem die Signs off waren und wir mit Service in der Kabine beschäftigt waren, hat uns eine Turbulenz kurz ziemlich heftig erwischt. "Cabin Crew be seated"... war aber perfekt gehandelt und Teamwork war more or less perfekt.
Im Landeanflug war es ähnlich, nur schlimmer (Monsun). Resultat war dass das gute Chicken Byriany in so ziemlich jeder Sitzreihe irgendwo am Boden zu finden war ...

However, Flugzeit 2:40, wir sind mit etwas Delay angekommen, ab ins Hotel 5 Minuten vom Airport, 7 h Split Rest, Flieger bleibt stehen.
Das Hotel war sehr luxuriös.

Der Rückflug war ebenfalls sehr nett, natürlich viel zu tun bei 2:20 retour, aber dank Teamwork kein Problem.
 

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